Könnte ein Tattoo das Hautkrebsrisiko erhöhen? Zwillingsstudien deuten auf einen Zusammenhang hin
Tattoos sind längst kein Nischenphänomen mehr, sondern ein weitverbreiteter Körperschmuck. Während die meisten Menschen sich der üblichen Risiken wie Infektionen und allergischen Reaktionen bewusst sind, gibt es eine Frage, die immer wieder auftaucht und Gegenstand wissenschaftlicher Forschung ist: Können Tattoos das Hautkrebsrisiko erhöhen? Eine kürzlich veröffentlichte Studie, die sich auf eineiige Zwillinge konzentriert, liefert neue und interessante Einblicke in diese komplexe Frage.

Die Studie, über die in der Fachzeitschrift *Journal of Medical and Life* berichtet wurde, untersuchte eineiige Zwillinge, von denen jeweils nur einer tätowiert war. Eineiige Zwillinge teilen nahezu identische Gene, was sie zu idealen Probanden für die Untersuchung von Umwelteinflüssen auf die Gesundheit macht. Unterschiede in der Gesundheit oder im Krankheitsrisiko zwischen den Zwillingen können mit größerer Wahrscheinlichkeit auf nicht-genetische Faktoren zurückgeführt werden.
Die Forscher fanden in dieser speziellen Studie eine höhere Prävalenz von Hautkrebsvorstufen, sogenannten aktinischen Keratosen, bei den tätowierten Zwillingen im Vergleich zu ihren nicht-tätowierten Geschwistern. Aktinische Keratosen sind raue, schuppige Hautveränderungen, die durch langfristige Sonneneinstrahlung verursacht werden. Sie gelten als Präkanzerosen, das heißt, sie können sich zu Hautkrebs, insbesondere zum Plattenepithelkarzinom, entwickeln.
Die Rolle der UV-Strahlung
Es ist wichtig zu betonen, dass die Studie *nicht* besagt, dass Tattoos *direkt* Hautkrebs verursachen. Vielmehr deutet sie darauf hin, dass Tattoos *in Kombination mit* übermäßiger Sonneneinstrahlung das Risiko für Hautkrebsvorstufen erhöhen könnten. Die UV-Strahlung der Sonne ist der Hauptrisikofaktor für die meisten Hautkrebsarten.
Die Forscher vermuten mehrere mögliche Mechanismen, wie Tattoos das Risiko für sonnenbedingte Hautschäden erhöhen könnten:
- **Veränderte Hautbeschaffenheit:** Die Tätowierung selbst führt zu einer Veränderung der Hautstruktur. Die Nadelstiche verursachen winzige Verletzungen, und die eingebrachten Farbpigmente können die Art und Weise, wie die Haut auf UV-Strahlung reagiert, beeinflussen.
- **Entzündungsreaktionen:** Der Tätowierungsprozess löst eine Entzündungsreaktion in der Haut aus. Chronische Entzündungen sind ein bekannter Risikofaktor für Krebs.
- **Chemische Bestandteile der Tattoofarbe:** Einige Tattoofarben enthalten Chemikalien, die potenziell krebserregend sind oder die Empfindlichkeit der Haut gegenüber UV-Strahlung erhöhen könnten. Azo-Farbstoffe und polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) sind Beispiele für solche Substanzen, wobei die langfristigen Auswirkungen auf den Menschen noch nicht vollständig geklärt sind.